Die Erklärung könnte sehr einfach und kurz ausfallen: Kauft Euch das Buch „Solo Freestyle Canoeing“ von Sebastian Stetter. Seite 17, klare Aussage. :-)
Wenn ich Sebastians Buch aber nicht zu Hand habe? Mit meinen eigenen Gedanken antworten müsste?
Mein erster Schritt wäre, den Begriff ins Deutsche zu übersetzen. „Frei Stil Kanu fahren“... Naja. Klingt wie „Freistil Ringkampf“.
Alles ist erlaubt, aber es gibt Regeln. Sieger ist, wer den Gegner auf die Matte wirft. Ähnlich wie beim Google-Translator – ganz so einfach ist es halt doch nicht. Im Freestyle Canoeing muss schon mal niemand besiegt werden. Vielmehr gibt es nur Gewinner. Also muss eine andere Art Erklärung her!
Nächster Versuch: Ich könnte mit Vergleichen arbeiten. So etwa wie "das ist so ähnlich wie Eiskunstlaufen, nur anders". Man studiert eine Menge Tricks ein, um sich dann elegant übers Eis zu bewegen. Und am Ufer stehen die Punktrichter…. Mmh... Wenn ich den Begriff "Trick" durch „Manöver“ ersetze und das Eis verflüssige, dann kommen wir der Sache schon näher.
Aber nein, gut ist diese Erklärung auch noch nicht. Da fehlt ja noch die Eleganz. Und „Punktrichter“ klingt zu sehr nach Wettbewerb.
Also nochmal von vorn. Was machen wir? Wir erlernen verschiedene Paddelschläge, welche sich zu Manövern zusammenführen lassen, um sodann möglichst elegant übers Wasser zu gleiten. Ich komme der Sache näher, in dem ich mich gleichzeitig wieder davon entferne. Oh Mann!
Neuer Ansatz. Denn von "Gleiten" kann keine Rede sein! Das Canoe (offenes Kanu, welches mit einem Stechpaddel bewegt wird) ist physikalisch gesehen ein Verdränger. Wenn so ein Canoe durchs Wasser fährt, dann muss es das Wasser vorn zerteilen und hinten wieder zusammenfließen lassen. Ein Canoe kann das auf Grund seiner Bauform besonders gut.
Dieser Vorgang benötigt natürlich seine Zeit. Wenn wir das Canoe mit Hilfe des Paddels bewegen, wollen wir während der Fahrt möglichst wenig Geräusche erzugen. Luftblasen oder überschlagenden Wellen tun dem Wasser weh....
WAS?! Das Wasser verspürt Schmerz? Ich denke ja. Ist Freestyle Canoeing dann eine Art zu Paddeln, bei der wir dem Wasser keinen Schmerz zufügen?
Genau! Das ist der Punkt.
Das Ganze hat somit auch nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Auch das ist ein wichtiger Punkt! Wenn wir nicht mit dem Ziel "Geschwindigkeit" paddeln, brauchen wir uns also gar nicht anzustrengen? Ja, so ist es. Der nächste wichtige Punkt. "Nicht anstrengen" würde bedeuten, den eigenen Körper zu schonen. Genial!
Dann fasse ich mal zusammen:
Freestyle Canoeing ist für mich Paddeln mit wenig Anstrengung und ohne dem Wasser weh zu tun. Wir verwenden verschiedene Paddelschläge, welche sich zu Manövern zusammenführen lassen, um so effizient zu paddeln, dass wir dem Wasser und unserem Körper nicht weh tun. Der Effekt: Paddler(in), Paddel und Canoe verschmelzen zu einer Einheit.
Freestyle Canoeing ist effizientes Paddeln
Das Zauberwort lautet EFFIZIENZ!
Bleibt noch die Frage nach der "Eleganz". Eigentlich ist die Frage aus Paddlers Sicht einfach zu beantworten. Wenn wir effiziente Bewegungsabläufe sehen, dann empfinden wir diese naturgemäß als elegant.
Es macht einen Riesenspaß, Freestyle-Manöver einfach so aneinander zu reihen. Nur für sich selbst. Oder man lässt sich von Musik inspirieren. Man kann auch andere Menschen an seinem Tun teilhaben lassen. Ohne Punktrichter natürlich – Beifall ist Anerkennung genug! Freestyle Canoeing ist ungeheuer vielseitig.
PS: Wer nun das Buch von Sebastian Stetter gelesen hat, wird feststellen das einige meiner Gedanken aus der Lektüre dieses Buches und dem persönlichen Kontakt zu Sebastian herrühren. Beide sind für mich Inspiration!