Da hab´ ich doch in einem Beitrag gemeint: „Ich weiß nicht wer auf die Idee gekommen ist, die Bauweise der Inuit-Kajaks mit der Rumpfform des offenen Canoes der American Natives, dem Canadier, zu kombinieren.“ Dabei ist die Antwort ganz einfach! Die „Indians“ waren es selber. Und wer von wem abgeguckt hat, ist wohl reine Spekulation oder hängt vielmehr mit der Herkunft er jeweiligen Stammesgruppen zusammen. Bzw. gab es sie zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten. Die offene Variante, Open Canoes, der „Indians“ muss man wohl in verschiedene Kategorien sortieren. Wobei schon die Auswahl der Kategorien nicht einfach ist...
Zuerst versuche ich Nutzungsdauer und die Bauzeit ein zu beziehen. Also das Birkenrinden-Kanu ist für Langzeitnutzung vorgesehen gewesen. Es konnte durchaus über mehrere Jahrzehnte seinen Dienst tun. Aber es benötigte eine gewisse Zeit und auch brauchbare Wetterbedingungen bei der Herstellung. Bei Minusgraden ist es wohl schwierig das Holz zu bearbeiten. Wenn aber die Jäger der Malecite (Verbreitungsgebiet im heutigen Maine/USA und New Brunswick-Ontario/Kanada) mal eben schnell ein Kanu brauchten, haben sie sich wohl für ein Skinboat entschieden. Im Winter 2-3 Elchhäute reserviert und im zeitigen Frühjahr ein Kanu gebaut. Bauweise: einfach, schnell, effizient. Sogenannte „Notfall-Kanus“ für zeitlich stark begrenzte Nutzungsdauer, in relativ kurzer Bauzeit. Dabei wurde ein stabiles Skelett aus Holz mit Tierhaut bespannt. -> Skin on Frame.
Jedoch in anderen Teilen der Welt stellte sich diese Frage gar nicht. Da war das Skinboat die einzige relevante Bauform. Für den Transport von Lasten waren die Boote manchmal so klein, dass sie keinen Menschen tragen konnten. Dieser hat dann schwimmend das „Gefährt“ mit der Last zum anderen Ufer bewegt. Oder die Boote waren mit ihrem mit Tierhaut (Skin) bespanntem Holzgerüst (Frame) gerade groß genug um den Paddler zum Fischen auf´s Wasser zu bringen: „Coracle“ genannt. Ein Coracle sieht im Prinzip aus wie ein umgestülpter Regenschirm. Das gab es auf der ganzen Welt: In Nordamerika, Europa, Asien … schon weit vor der christlichen Seefahrt. Die Paddeltechnik mit so einer runden >Schüssel ist eher „Wriggen“ oder „Sculling“.
Aber zurück zum Open Canoe: Man kann die „Skinboats“ auch in die Art ihrer grundsätzlichen Konzeption unterteilen. Wer war zuerst: Skin oder Frame?
Ok 1.: Zuerst der Frame – Sehr stabiles Gerüst aus Holz um die leichte Haut zu tragen.
Das ist im Prinzip genau das was ich auch mache. Nur verwende ich für die Haut keine Tierhaut, sondern beschichtetes Nylon.
In diese Kategorie gehören auch die „Wood and Canvas Canoes“ des weißen Mannes.
Hier ist die Haut eben Canvas oder auch neuzeitlich Dacron, Polyester…
Oder 2.: Zuerst die relativ stabile Haut um das leichte Gerüst aufzunehmen. Ja! Gemeint sind die Rindenkanus. Zuerst wird die Baumrinde grob in Form gebracht, danach die Rippen eingebaut.
Das würde dann bedeuten, dass alle Canoes welche einen Rumpf besitzen der nicht von Haus aus wasserdicht ist, Skinboats sind. Alle! Auch die Birkenrinden-Kanus zählen zur Gattung der Skinboats. Wenn man es genau nimmt, kommt auch eine „Aluminium-Wanne“ nicht ohne 2-3 Rippen aus.
Woodstrip-Canoes, geklinkerte Boote und der Einbaum kommen ohne extra Haut aus.
Bei den moderen Canoes aus hochmodernen Werkstoffen (GFK, Kevlar, Carbon, Royalex, Armerlite etc.) wird wohl das Skelett bzw. der Rahmen in die Haut integriert.
Fazit: Wenn man zuerst einen sehr stabilen Holz-Rahmen herstellt, diesen dann mit hochfestem Ballistic-Nylon bespannt und das ganze zum Abschluss mit Polyurethan versiegelt, kommt am Ende ein durchaus sehr strapazierfähiges und haltbares Kanu heraus.
Ein Skin-Boat unserer Zeit, mit Tradition und einer sehr langen Geschichte…